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von COCOMIN-Redaktion

Du oder Sie? Was ist erlaubt, wo trete ich vielleicht in ein Fettnäpfchen? Darf ich oder muss er? Eine (anstrengende) Debatte, so alt wie die Menschheit selbst. Na gut, fast…  

Unsere Welt verändert sich rasant – und trotzdem manchmal nicht schnell genug! Da ist es bloß logisch, dass sich auch unsere Sprache verändert und anpasst. Auch, oder gerade, im beruflichen Kontext.  

Grund für die Veränderung: Die üblichen Verdächtigen: Globalisierung und Digitalisierung. Die sind ja bekanntlich fast immer schuld. Denn dank dieser beiden Übeltäter wird auch bei der persönlichen Anrede wie immer viel aus dem Englischen übernommen. Da gibt es nämlich das “DuzSiez” Problem nicht. Ein typisch deutsches Dilemma also?  

Diese Frage können wir mit einem klaren Jein beantworten. Ganz so leicht ist es nicht, weil auch im Englischen Unterschiede bei der Anrede gemacht werden (müssen). Es wird also nicht automatisch jeder mit einem lässigen “Hey, Du!” angesprochen, obwohl das beim schnellen Blick auf das englische “You” vielleicht so scheinen mag. 

Lässige Start-Ups und Social Media Plattformen, die in den letzten Jahren aus dem Boden geschossen sind, taten dann ihr Übriges. Eine Revolution war geboren! Ein Sie hat nämlich nichts verloren in dieser jungen Umgebung. Zwischen Tischkickern, Sitzsäcken und gratis Obstkörben. Und schon gar nicht auf Instagram und Co., wo Follower gleichgesetzt werden mit Freunden. Aber ist das wirklich nur was für die ganz jungen, hippen Unternehmen? Können sich vielleicht auch die großen, traditionellen Player eine Scheibe vom Du-Kuchen abschneiden? Vorhersehbarer Spoiler-Alert: Ja! 

Ich Chef - Du nix !

Hierarchien und Rollenbilder lösen

Wir sind in einem neuen Zeitalter angekommen. Klingt dramatisch, ist es aber nicht. Eigentlich ist es ganz einfach: Hierarchien sollten keine übergeordnete Rolle in einem Unternehmen mehr spielen. Punkt. Ob es sich dabei jetzt um ein Mini Start Up oder einen großen Automobilhersteller handelt, ist unserer Meinung nach egal. Andere – wichtigere – Faktoren lösen langsam, aber sicher die alten und eingestaubten Werte ab. Ein strenger und autoritärer Führungsstil war früher Gang und Gäbe. Ein distanziertes Sie war dabei ein gutes Instrument, um Respekt aufzubauen und Grenzen zwischen Oben und Unten zu ziehen.  Stattdessen heißt es heute immer mehr: Gemeinsam statt einsam!  

Mitarbeiterführung ist kooperativer, inklusiver, unsere Arbeitswelt dynamischer geworden. Entscheidungen müssen schnell getroffen werden und anpassungsfähig sein. Strenge Hierarchien – und somit auch die Siezerei – gehen dabei nur lästig in den Füßen herum.  

Du - eine respektlose Angelegenheit ?

´Sie Arschloch!´

Drehen wir die Frage doch mal um. Heißt ein Sie im Umkehrschluss immer, dass man jemanden respektiert? Die klare Antwort: Nein. Du kennst vielleicht auch den Satz: “Du Arschloch sagt sich schneller als Sie Arschloch”. Da ist auf jeden Fall etwas Wahres dran. Beim Du können Hemmungen schneller abgebaut werden. Allerdings ist das Siezen nicht automatisch mit mehr Respekt verbunden. Vielleicht akzeptiert jemand auch einfach die lokale Höflichkeitsform, die in Deutschland nunmal bisher so vorherrscht.  

Wir finden: Ob Sie oder Du Arschloch ist egal. Wenn in einem Unternehmen (Sitzsäcke hin oder her) so miteinander gesprochen wird, liegt das Problem wohl eher wo anders und die “DuzSiez” Debatte sollte nochmal hinten angestellt werden… 

Her mit den Hard Facts

Die Vor-und Nachteile von Du und Sie
Pro Du:

Das Gefühl einer gemeinsamen Augenhöhe 

Schafft Vertrautheit 

Leichtere Integration von neuen Mitarbeitern, unabhängig von Alter oder Beruf 

Kontra Du:

Leichtere Fehleinschätzung von Grenzen 

Respektvolles Miteinander kann erschwert werden 

Privates und Arbeit verschwimmt leichter 

Pro Sie:

Hierarchien werden deutlicher 

Unterstützt eine freundliche Distanz, zum Beispiel bei Konflikten 

Macht das Äußern von negativen Emotionen schwerer 

Kontra Sie:

Gefahr von Gruppenbildung, weniger Integration von Mitarbeitern 

Kann steif und distanziert wirken 

Das Verhalten von Vorgesetzen kann autoritärer wirken 

 

Weg von Sie - `Du´s' und Don´ts beim Umstieg

Einmal Du - immer Du

Haben auch Sie – sorry, hast DU – Lust auf den Umstieg zum Du in Deinem Unternehmen? Cool, von uns gibt’s jedenfalls Support dafür. Und so klappt‘s auch mit dem Umstieg: Auch wenn wir hier immer wieder predigen, dass man eingefahrene Muster lösen und auch mal neue Wege gehen soll, ein bisschen Tradition schadet nicht. Deshalb sollte das Angebot trotzdem vom hierarchisch Höheren kommen. Vom Chef, dem Vorstand etc.  

Übrigens: Für Dich/Sie/Euch als Mitarbeiter:in ist es gut zu wissen, dass man ein Du-Angebot im beruflichen Kontext nicht ausschlagen sollte. Es sei denn, man hat wirklich triftige Gründe. Außerdem wichtig: Wenn die Entscheidung fürs einheitliche Duzen getroffen wird, dann muss es auch wirklich jeden und jede Mitarbeiter:in einschließen. Sätze wie: “Ja, aber das ist ja der Seniorchef, den können wir ja dann nicht duzen!”, haben hier keinen Platz mehr. Einer für alle und alle für einen, wie man so schön sagt. 

Jetzt bist DU dran! 

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