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von Ahmet Iscitürk

Gerade männliche Führungskräfte agieren im Beisein ihres Teams gerne wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung: stark und unerschütterlich. Selbst wenn es in ihnen brodelt, bewahren sie Fassung, weil sie Angst davor haben, schwach und verletzlich zu wirken. Problem: Das dauerhafte Versteckspiel der Gefühle sorgt bei Mitarbeitern für Misstrauen und das ist nur eine der negativen Konsequenzen. 

Was macht einen Anführer aus? Einfach gesagt, ist es die Führungspräsenz, die uns signalisiert, dass jemand das Zeug dazu hat, andere Personen zu leiten. Diese besondere Präsenz ist nicht wirklich greifbar, ruht aber immer auf drei Säulen: Kompetenz, Kommunikation und Erscheinung. Der Chef sollte sich größtenteils kompetent verhalten, zur richtigen Zeit die richtigen Worte finden und eine gewisse Autorität ausstrahlen. Schlechte Anführer setzen Autorität mit einschüchterndem Verhalten gleich, doch ein guter Boss fordert und fördert, indem er seine Mitarbeiter ermutigt, unterstützt und ihre Arbeit ehrlich bewertet.  

Es bringt nichts,

den harten Macker zu markieren

Als Führungskraft übernimmt man automatisch eine Vorbildfunktion, da man täglich wichtige Entscheidungen trifft und große Verantwortung übernimmt. Somit ist ein guter Boss auch immer eine Respektsperson und damit wären wir bereits bei der großen Frage: Darf ein Boss heulen? Altmodische Personalberater betrachten das Weinen als gravierenden Kommunikationsfehler, der eine über die Jahre gewachsene Führungspräsenz innerhalb von Sekunden zerstören kann.  

Oft wird

mit zweierlei Maß gemessen

Seltsamerweise sind Tränen im Berufsleben verpönt, doch im Profisport fließen ständig die Tränen. Roger Federer, Cristiano Ronaldo, Bastian Schweinsteiger und Michael Jordan haben vor laufenden Kameras geweint, ohne negative Konsequenzen. Warum sollten weinende Kollegen den Respekt ihres Teams verlieren, während flennende Leistungssportler für ihre Leidenschaft gelobt werden? 

 

 

Offenheit

zahlt sich immer aus

Je mehr ein Mitarbeiter in der Lage ist, er selbst zu sein und seine Gefühle auszudrücken, desto besser entwickelt sich seine Leistung. Schließlich möchte jeder Mensch Bestätigung und Wertschätzung erfahren. Dasselbe gilt natürlich auch für Manager: Wenn wir möchten, dass Angestellte bei der Arbeit glücklich sind, ist es wichtig, dass wir ihnen die Möglichkeit geben, ihre Emotionen darzulegen. Das schließt auch negative Gefühle mit ein. 

 

Mehr Emotionen

= mehr Erfolg

Die erfolgreichsten Unternehmen fördern eine Kultur, in der sich Mitarbeiter sicher fühlen können, jede Emotion auszudrückenegal ob traurig oder aufgeregt ohne von Kollegen oder Chefs verurteilt zu werden. Frei zeigen zu können, wie man sich fühlt, ohne negative Konsequenzen zu befürchten, verbessert nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Produktivität insgesamt. Der beste Weg, mit dem emotionalen Ausbruch eines Kollegen umzugehen: Man sollte nicht mit Häme oder Spott reagieren, sondern Verständnis zeigen. Ebenso wichtig ist es, den Ausbruch nicht persönlich zu nehmen, sondern zu ergründen, was ihn auslöst, indem man ehrliche Fragen stellt, damit beide Seiten in dieser Situation voneinander lernen können. Wenn das gelingt, dann gewinnt man einen Kollegen langfristig für sich, denn er wird erkennen, wie viel er seinem Team bedeutet 

 

Wer weint,

verbessert den Zusammenhalt

Eine Führungskraft, die vor ihrem Team weint, leistet sogar einen positiven Beitrag zur Verbesserung der Unternehmenskultur. Man zeigt seinen Mitarbeitern, dass es völlig okay ist, nicht nur Triumphe und besondere Leistungen mit den Kollegen zu teilen. Wenn Mitarbeiter furchtlos Dinge ansprechen dürfen, die sie emotional belasten, entsteht ein besonderer Zusammenhalt. Das Gefühl, dass man gemeinsam durch dick und dünn geht, immer füreinander da ist, macht glücklicher als jede Gehaltserhöhung. Ein Arbeitsumfeld, das Mitarbeiter zwingt eine emotionslose Maske zu tragen, schadet nicht nur der Atmosphäre, sondern langfristig auch dem Erfolg des gesamten Unternehmens. 

 Im Interesse der Lesbarkeit haben wir auf geschlechtsbezogene Formulierungen verzichtet. Selbstverständlich sind immer Frauen, Männer und Non-binäre gemeint, auch wenn explizit nur eines der Geschlechter angesprochen wird. 

 

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