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von Ahmet Iscitürk

Heißt es nicht immer und überall, dass nur diejenigen beruflichen Erfolg verzeichnen werden, die mehr Überstunden machen, mehr übernehmen, mehr schultern können und dem/der Chef:in zeigen, dass sie immer voll hinter deren Ideen stehen und keine Nein-Sager sind?

Warum es beruflich gut tut ein Nein-Sager zu sein

Danke, aber: Nein, Danke!

Nicht ganz. Wo Mitarbeiter:innen der Chefetage immer direkt zustimmen, ohne Dinge zu hinterfragen, kann das auch dem Unternehmen selbst schaden. Weil – auch wenn man sich das als Führungskraft vielleicht nicht immer vorstellen kann – nicht alle Ideen von oben sind auch brauchbar, auch wenn sie auf den ersten Blick so scheinen. Manchmal ist das einzige Hindernis zwischen einer neuen und guten Innovation und, naja, eben keiner neuen und guten Innovation, ein einfaches Nein.

Berühmte Nein-Sager und Nein-Vorreiter

Promis machen’s vor

Dass man es als Nein-Sager weit bringen kann, zeigen auch prominente Beispiele wie US-Unternehmer Warren Buffett. Der erklärt den Unterschied zwischen “nur” erfolgreichen Menschen und richtig erfolgreichen Menschen nämlich ganz einfach: “Die letzteren sagen zu fast allem Nein”. Es gibt inzwischen sogar Unternehmen, bei denen das Neinsagen in Meetings bewusst gefördert wird. Beim Energieversorger Innogy beginnt immer die Person, die in der niedrigsten Hierarchiestufe arbeitet. Am Ende spricht der/die oberste Chef:in. Das Ergebnis ist, dass niemand etwas nachplappert, nur um der Führungsriege zu gefallen.

Wer sich als Führungskraft darauf verlassen kann, dass seine oder ihre Mitarbeiter:innen auch mal nein sagen, wenn sie einen Vorschlag für nicht passend erachten, kann sich glücklich schätzen. Das ist aber nicht nur für das Unternehmen und den tatsächlichen ökonomischen Umsatz gut, sondern auch für die Nein-Mitarbeiter:innen selber. Wer öfter Nein sagt, schützt sich nämlich vor Überlastung. Und das wiederum tut dem Unternehmen gut (it’s the circle of life!).

Wie wird ein Nein salonfähig?

Nein sagen mit Begründung bitte!

Eigentlich braucht es gar nicht viel, um ein perfekter Nein-Sager zu werden. Man nehme dazu zwei Zutaten. Einen guten Ton und ein gutes Gespür für Situationen. Fertig ist das “Nein-Grundrezept”. Wichtig ist aber auch hier, dass Du nicht einfach drauf los preschst. So ein Nein im Unternehmen will schon gut durchdacht sein.

Wenn Du Aufgaben öfter mal mit einem begründeten (wir wiederholen: BEGRÜNDET) Nein ablehnst, steigst Du ziemlich wahrscheinlich sogar im Ansehen vieler Chefs (“Kein Ja-Sager? Cool!”).

Gut ist es, wenn das Nein nicht direkt wie aus der Pistole geschossen kommt. Du kannst ruhig um Bedenkzeit bitten. Mache Dir Gedanken dazu, ob Du die Aufgabe wirklich übernehmen kannst und willst, ob andere Projekte dabei auf der Strecke bleiben oder warum Du die Idee nicht für gut erachtest.

Im Endeffekt lohnt es sich immer, nochmal kurz inne zu halten und zu überlegen. Vor lauter Nein-Euphorie solltest Du nicht vergessen, für die Argumente und Kritik des Gegenübers (egal ob Kollegen oder Vorgesetzten) offen zu bleiben. Wenn Du Dir dann sicher bist, kannst Du aber ruhig sagen: “Danke, aber: Nein, Danke!”

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