von Olaf Schindler & Carina Geiger
Das erwartet Dich
in diesem Artikel
- Mit Kind und Kegel durch Europa, während einer weltweiten Pandemie?
- Über Dänemark, Turin und die Toskana bis nach Sizilien: Sechs Monate als digitale Nomaden.
- Darf ein CEO denn überhaupt ein digitaler Nomade sein?
- Wie kann man einander vertrauen, wenn alle remote arbeiten?
- Regeln, Routinen & Rituale: Das Grundrezept für Remote Work, die zufrieden macht?
- Wie organisiert ein digitaler Nomade
Er hat im letzten Jahr zwei erfolgreichen Unternehmen den Rücken gekehrt und sich selbständig gemacht. Ein großer Schritt, der für ein Jahr eigentlich ausreichen würde. Gleichzeitig ist er aber noch losgezogen, um mit Kind und Kegel durch Europa zu reisen: Per Bus, AirBnB und Boot.
Die Rede ist von Olaf Schindler. Er ist Diplom-Ingenieur und -Wirtschaftsingenieur, hat hohe Positionen in namhaften Energiekonzernen bekleidet und war dort für Projekte zu datengesteuerten Innovationen verantwortlich. Im Sommer letzten Jahres hat er gemeinsam mit zwei ehemaligen Kollegen die Vreeda GmbH gegründet, um anderen, meist herstellergebundenen, Smart Home-Systemen die Stirn zu bieten.
Mit Kind und Kegel durch Europa,
während einer weltweiten Pandemie?
„Olaf, wie bist Du zu der Entscheidung gekommen, digitaler Nomade zu werden und während einer weltweiten Pandemie mit Kind und Kegel durch Europa zu reisen?„
Eigentlich hatten meine Frau und ich diese Idee schon eine ganze Weile im Kopf. Wir wollten unseren Kindern einfach die Welt zeigen, wie sie wirklich ist. Ich bin kein Gegner des Schulsystems, aber ich denke, dass man in der Schule viele Grundkenntnisse erlernt, aber vieles, was im Leben benötigt wird, eben auch nicht – das „wahre Leben“ eben. Wir standen wegen einer Befreiung der Schulpflicht unserer Kinder früh mit den Schulen in Kontakt. Lange Überzeugungsarbeit war gar nicht notwendig, die Schulen meinten mit einem bedeutungsschweren Blick, dass das kommende Schuljahr wohl eh nicht so gut werden würde. Auch meine Mitgründer von Vreeda waren damit einverstanden, dass wir uns diesen Wunsch endlich erfüllen. Es hat sich davor auch schon eine Weile nicht mehr richtig angefühlt, nur an einem Ort zu sein. Für uns war es einfach an der Zeit, diesen Plan durchzuziehen. Dass eine weltweite Pandemie uns diesen Plan beinahe vereiteln würde, war so allerdings nicht geplant.
Über Dänemark, Turin und die Toskana bis nach Sizilien:
Sechs Monate als digitale Nomaden.
„Erzähl doch mal, wo es Euch während Eurer sechsmonatigen Reise als digitale Nomaden überall hin verschlagen hat?„
Eigentlich war zunächst der Norden geplant, um über den Winter dann in südlichere, wärmere Gefilde weiter zu ziehen. Corona hat uns diese ursprünglichen Reisepläne aber ganz schön durcheinandergeworfen. Wir wollten während unserer Reise natürlich weder für uns noch für andere ein Risiko darstellen. Da wir uns immer penibel genau an die jeweiligen Reisebeschränkungen und geltenden Regelungen vor Ort gehalten haben, begann unsere Reise also zunächst in Dänemark. Später folgten die Schweiz und dann für ca. 3,5 Monate Italien. Über Turin, die Toskana, Rom und die Amalfi-Küste bis nach Sizilien. Gegen Ende unserer Reise zog es uns in die nördlicheren Gefilde wie z.B. die Schweiz und die Niederlande. Entgegen der geplanten Reiserouten waren wir aber immer in Europa. Einfach für den Fall der Fälle, dass zuhause mit Vreeda oder der Familie etwas gewesen wäre, dass meine oder unsere physische Anwesenheit verlangt hätte.
Darf ein CEO denn überhaupt
ein digitaler Nomade sein?
„Jetzt war das aber kein Sabbatical, das ihr Euch genommen habt. Du warst weiterhin der CEO einer frisch gegründeten Firma. Wie lassen sich die Aufgaben eines CEOs mit dem digitalen Nomadentum vereinbaren?„
Ich will nichts beschönigen: Der Planungsaufwand ist höher, als wenn man nur Urlaub machen würde. Bei unserer Routenplanung war es, neben den jeweils geltenden Corona-Regeln, immer eine kleine Herausforderung, eine Unterkunft mit funktionierendem Internet zu finden. Einerseits natürlich für meine Geschäftstermine und Emails, andererseits aber auch für die Online-Fernschule der Kinder, an der wir sie zu Beginn der Reise angemeldet hatten. Da wir ja nur in Europa unterwegs waren, gab es mit der Zeitverschiebung keine nennenswerten Probleme.
Wie kann man einander vertrauen,
wenn alle remote arbeiten?
„Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es gar nicht so einfach ist, seinen Kollegen zu vertrauen, die remote von einem anderen Ort aus arbeiten. Wie war das bei Euch?„
Ich war und bin in der glücklichen Position, dass ich mit beiden meiner Mitgründer schon davor viele Jahre zusammen gearbeitet hatte. Das bedeutet, dass jeder jeden ganz genau kennt, mit all seinen Eigenheiten, Vorlieben und Spinnereien. Unser gegenseitiges Vertrauensverhältnis war also von Beginn an schon sehr tief. Dennoch ließen sich manche Befürchtungen einfach nicht ignorieren. Dass ich zum Beispiel nicht rechtzeitig in Deutschland sein kann, falls die Hütte brennt. Damit haben wir uns im Voraus intensiv auseinandergesetzt und ehrlich darüber gesprochen. Und zwar so lange, bis alle Unsicherheiten aus dem Weg geräumt und wir alle damit zufrieden waren.
Regeln, Routinen & Rituale:
Das Grundrezept für Remote Work, die zufrieden macht?
„Eine Frage, die viele das letzte Jahr über beschäftigt hat: „Macht Remote Work wirklich zufrieden?“ Wie siehst Du das?“
Natürlich hat mir der persönliche Kontakt gefehlt. So ein kleiner Tratsch in der Kaffeeküche lässt sich online nur bedingt auffangen. Ansonsten hat mir aber tatsächlich gar nichts gefehlt. Ganz im Gegenteil, das unstete Leben hat mich geistig zu Hochtouren auflaufen lassen. Ich habe erkannt, dass ich nicht der Mensch bin, der feste Regeln, Routinen und Rituale braucht. Ich war zufrieden wie seit Jahren nicht. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, meinen Kindern beim Lernen, Aufwachsen, Entdecken zusehen zu können. Auch das Verhältnis meinen Mitgründern gegenüber hat sich verändert. Ich bin zufriedener, ausgeglichener als vor meiner Reise. Das schlägt sich auch in unserer Beziehung nieder.
Wie organisiert ein digitaler Nomade
eigentlich seinen Alltag?
„Wie hast Du Deine Remote Work als digitaler Nomade organisiert?„
Ich war schon immer ein eher kreativer Mensch, der nicht so gerne plant. Es kam aber auch immer darauf an, an welchem Ort wir gerade waren und welche Gegebenheiten dort vorherrschten. Meistens war es aber so, dass wir vormittags konzentriert gearbeitet haben. Ich an meiner Arbeit, meine Frau und die Kinder an den Schulaufgaben. Am Nachmittag habe ich dann in Ruhe weiter am Aufbau der Firma – sehr häufig auch bis spätabends gearbeitet, aber eben auch immer mal wieder kurze Pausen eingelegt, zu denen die ganze Familie dann verabredet war. Wir erkundeten die Stadt, gingen Stand-up-Paddeln, lagen am Strand. Häufig aber auch nur ein schönes gemeinsames Abendessen. Das entschieden wir tagesaktuell, ohne uns zu irgendwas zu zwängen.
Dieses Korsett, in das sich sie moderne Arbeitswelt zu zwängen versucht, ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Zu Zeiten der Industrialisierung war das vielleicht passend. Heute ist das überwiegend nur Zeit absitzen. Manche Dinge lassen sich einfach nicht auf Knopfdruck erledigen. Wenn ich merke, dass ich mit einer Aufgabe oder E-Mail nicht vorankomme, zwinge ich mich nicht dazu. Ich lasse es sein und mache eine andere Aufgabe. Oder wenn gar nichts mehr geht, dann lasse ich es auch mal ganz liegen. Vorausgesetzt, die Deadline dafür ist nicht morgen. Mir hilft es dann, etwas ganz anderes zu machen, um den Kopf zu lüften. Spazieren, Kochen, Lesen, SUP’en.
Wichtig ist, sich selbst die Freiheit zu geben, unterschiedliche Arbeitsweisen auszuprobieren. Manche Menschen brauchen den 9-to-5-Job im Büro, klare Anweisungen und klare Abgrenzungen zum Privatleben. Andere, und dazu zähle ich mich, brauchen die Selbstbestimmung und die Freiheit, zu arbeiten, wann und wo es gerade passt. Ich denke, daran sieht man, ob man den richtigen Job gefunden hat. Wenn es sich nicht wie Arbeit anfühlt und Spaß macht. Da ist dann egal, wie lange es gedauert hat oder welche Uhrzeit es ist. Alles läuft von ganz allein. Und ich finde, das ist die neue Art zu arbeiten.
Über Vreeda
Smarte Geräte in Wohnungen und Häusern produzieren, wenn sie smart sind, riesige Datenmengen, die wertvolle Erkenntnisse liefern können. Besonders groß ist der Wert, wenn die Daten eines bestimmten Geräts sinnvoll mit zusätzlichen, aus Herstellersicht “branchenfremden“ Daten und oder Geräten angereichert werden können und so die Grundlagen für bessere oder völlig neue Produkte geschaffen werden. Vreeda hilft etablierten Herstellern von Endkundengeräten bei der „Smartifizierung“ ihrer Geräte und dem anschließenden Aufbau eines Ökosystems.
Die VREEDA EaaS Plattform ist eine nicht-proprietäre IoT-Plattform, die sich gängiger, auch den Verbrauchern bekannten Technologien bedient und die es den Geräteherstellern ermöglicht, im digitalen Zeitalter schnell und unkompliziert hochwertige, smarte Produkte herzustellen.
Von unserer neutralen Position im Ökosystem aus fördern wir die Datenhoheit der Verbraucher und bieten ihm Transparenz zur Verwendung seiner Daten, lassen die Hersteller an Einblicken in die digitalen Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden teilhaben und ermöglichen es den Dienstleistern und Serviceanbieter begeisternde neue Produktangebote und digitale Lebenswelten zu erschaffen. Wir sorgen dafür, dass Partner einfach und fair miteinander kooperieren können – um das Internet der Dinge zu einer echten, gemeinsamen Einnahmequelle zu machen und im Wettbewerb gemeinsam eine Spitzenposition einnehmen zu können.
Quelle: Vreeda GmbH